Digitale Daseinsvorsorge Neue Aufgaben für Kommunen
Von Marc Groß und Anika Krellmann*
Die Diskussion über den kommunalen Auftrag im Kontext der Daseinsvorsorge wird seit Jahrhunderten geführt. Daraus ergab sich für jedes Zeitalter ein kommunales Selbstverständnis und eine kommunale Identität, deren Schwerpunkte örtlich spezifisch ausgestaltet wurden.
Kommunen agieren in einem Netzwerk mit allen Akteuren der örtlichen und überörtlichen Gemeinschaft. Das tun sie im Sinne eines gemeinsamen „Dienstleistungsmanagement“ zwischen Kommune, zivilgesellschaftlichen Institutionen, der Wirtschaft und den Akteuren im föderalen System
Das Zeitalter der Digitalisierung zeichnet sich durch einen unbändigen technologischen Fortschritt, eine enorme Beschleunigung, viele neue Akteure „auf dem kommunalen Spielfeld“, scheinbar unbegrenzte Produktivitätssprünge und die allgemeine Verfügbarkeit von Daten aus. Es ist charakterisiert durch Veränderungen auf sozio-kultureller, organisatorischer und wirtschaftlicher Ebene. Daraus ergeben sich viele Fragen, die es jetzt zu beantworten gilt: Wie etwa bleibt eine Kommune auch im digitalen Zeitalter, in dem territoriale Grenzen immer mehr an Bedeutung verlieren, souverän? Was bedeutet „kommunale Identität“, wenn das Internet grenzenlos ist und Leistungen von Raum und Zeit entkoppelt in Anspruch genommen werden können? Wie kommen Kommunen zu einem gemeinsamen Dienstleistungsmanagement mit zivilgesellschaftlichen Institutionen und privatwirtschaftlichen Organisationen? Wie bilden wir neue Prozesse im Rahmen eines Mehrebenensystems im Föderalismus ab?
Im Kern geht es bei diesen Fragen um die kommunale Verantwortung für eine wirksame Digitale Daseinsvorsorge. Diese geht einher mit einem Strukturwandel: Hin zu gleichen (digitalen) Infrastrukturen insbesondere in Form cloudbasierter Plattformen im Sinne einer Plattformökonomie. Leistungen können auf diese Weise zunehmend datenbasiert und automatisiert sowie orts- und zeitunabhängig erbracht werden.
Der beschriebene Wandel bringt neue kommunale Aufgaben mit sich und verlangt nach neuen Angeboten seitens der Kommunen. Gleichzeitig sehen diese sich aber schon heute mit finanziellen Engpässen bei zugleich steigendem Aufgabenvolumen konfrontiert. Nur wenn Verwaltungsaufgaben deutlich stärker standardisiert und zentraler gebündelt werden, können örtlich-spezifische Bedarfe und Problemstellungen aufgegriffen und gelöst werden.
Dies bedeutet eine Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung im Sinne einer wirkungsvollen, identitätsstiftenden und „passgenauen“ Daseinsvorsorge vor Ort. Die KGSt und der Deutsche Städtetag (DST) machen sich im Rahmen der gemeinsamen Initiative zu „Dresdner Forderungen und OZG 2.0“ dafür stark.
Digitale Daseinsvorsorge braucht ein neues Mindset
Für eine zunehmend digitalisierte Lebens- und Arbeitswelt braucht es ein neues Mindset. Für Kommunen bedeutet dies entsprechend eine Akzentverschiebung in ihrem Leitbild, um selbst transformativer Handeln zu können. Die KGSt spricht sich daher für ein Weniger an Verwaltungszentrierung und für ein Mehr an „Ökosystem Kommune“ aus.
Das bedeutet: Kommunen haben sich lange Zeit als Ordnungskommune verstanden. Außensicht und Selbstverständnis sind dabei geprägt vom Bürokratiemodell. Mit der Diskussion um das „Neue Steuerungsmodell“ hat sich das kommunale Selbstverständnis verändert, insbesondere durch den Einfluss betriebswirtschaftlichen und marktorientierten Denkens. Es folgte das Leitbild der Bürgerkommune. Es betont die Bedeutung der kommunalen Ebene im demokratischen föderalen Staat und fordert mehr Selbststeuerung der örtlichen Gemeinschaft durch Partizipation und Bürgerengagement.
Mit der Digitalisierung kommt es zu einer weiteren Akzentverschiebung. Die Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren erfährt eine Diversifizierung. Kommunen agieren in einem Netzwerk mit allen Akteuren der örtlichen und überörtlichen Gemeinschaft. Das tun sie im Sinne eines gemeinsamen „Dienstleistungsmanagement“ zwischen Kommune, zivilgesellschaftlichen Institutionen, der Wirtschaft und den Akteuren im föderalen System.
In diesem Fall spricht die KGSt von der Netzwerkkommune. Ziel ist es hier, die Lebensqualität für die örtlichen Gemeinschaft souverän, selbstwirksam, partizipativ, gemeinwohlorientiert und nachhaltig sicherzustellen. Dabei spielen sozio-kulturelle und sozio-ökonomische Aspekte eine gleichberechtigte Rolle für die Gestaltung der örtlichen Gemeinschaft.
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Stand vom 30.10.2020
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Kommunen nehmen dabei situationsdynamisch unterschiedliche Rollen ein. Sie kann beispielsweise Garantin, Initiatorin, Ermöglicherin, Partnerin oder Steuerin des Gestaltungsprozesses sein. Entsprechend der Akteure im kommunalen Ökosystem sind die Rollen vieldeutig. Kann Kommune im Kontext von Verwaltung und „Konzern Kommune“ als Steuerin auftreten, hat sie mit Blick beispielsweise auf die örtliche Gemeinschaft eine aktivierende und ermöglichende Rolle.
Gerade letztes ist ein „Balanceakt“, der die Akzeptanz eines strategischen „Steuerungs- und Kontrollverlust“ bedeutet und entsprechend ständig neu austariert werden muss.
Kommunale Selbstwirksamkeit
Aus Sicht der KGSt ist die Selbstwirksamkeit im Ökosystem Kommune eine der zentralen Voraussetzungen für eine wirksame Digitalisierung und zum Erhalt und zur Steigerung der Lebens-, Arbeits- und Standortqualität. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass auch schwierige Situationen, Herausforderungen und Veränderungen aus einer „Selbstheilungskraft“ heraus erfolgreich bewältigt werden können.
Selbstwirksamkeit setzt jedoch nachhaltiges Handeln voraus. Die KGSt betrachtet in diesem Zuge die ökologische, ökonomische, soziale und technologische Dimension. Diese stehen miteinander in einem Spannungsverhältnis und erzeugen Zielkonflikte, die es immer wieder politisch auszutarieren gilt. Dabei spielen Kommunikation und Teilhabe eine herausragende Rolle.
Da das „Ökosystem Kommune“ Verwaltung, Konzern, Kommune und örtliche Gemeinschaft umfasst, hat das kommunale Management hierfür unterschiedliche Hebel und Ansatzpunkte entwickelt. Vom klassischen „Verwaltungsmanagement“, welches auch das Zusammenspiel von Politik und Verwaltung zunehmend in den Blick nimmt, über die Konzernsteuerung, welche nicht nur etabliert ist, sondern auch Synergien im Konzern Kommune nutzt bis hin zur Aktivierung der Corporate Social Responsibility und einem Community Engagement. Letztere sind recht neue Felder, denen das kommunale Management seine Aufmerksamkeit widmen muss. Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kommune wirken zusammen. Es gilt, das im Sinne des Gemeinwohls effektivste und effizienteste Maß der Aufgabenteilung auszutarieren und umzusetzen.
Schlüsselfaktoren für Selbstwirksamkeit im Ökosystem Kommune
Die Basis dafür ist eine kommunale Daseinsvorsorge, welche im Zeitalter der Digitalisierung gerade nicht nur die technologischen Infrastrukturen schafft, sondern auch soziokulturelle Infrastrukturen anbietet, die für Co-Creation, Innovation und Kollaboration erforderlich sind.
Aktionsfelder für das kommunale Management
Die digitale Transformation verändert also Daseinsvorsorge und damit nicht nur die kommunalen Aufgaben an sich, sondern auch die Art und Weise, wie Kommunen Lösungen für die örtlichen Bedarfe finden, entwickeln und bereitstellen.
Die KGSt hat auf der Basis unterschiedlicher Expertengespräche die unten aufgeführten neun Aktionsfelder für das kommunale Management identifiziert. Sie unterstützen das kommunale Management dabei, die digitale Daseinsvorsorge nachhaltig zu (gewähr-) leisten und ihren unterschiedlichen Rollen gerecht zu werden.
* Marc Groß ist Programmbereichsleiter bei der KGSt und Anika Krellmann ist KGSt-Referentin im Programmbereich Organisations- und Informationsma- nagement Mehr Informationen zur Digitalen Daseinsvorsorge finden Sie hier.